„Drei von vier Arztpraxen müssen noch die Voraussetzungen für die eAU schaffen“

Es ist ein Schritt voran bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens: Seit dem 1. Oktober können Ärztinnen und Ärzte die Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit (AU) elektronisch an die Krankenkassen übermitteln. Wie gut die Umstellung geklappt hat, erläutert einer der beiden eAU-Projektleiter, Peter Hübner von der AOK Nordost.  

Herr Hübner, am 1.Oktober ist die elektronische AU-Bescheinigung gestartet. Hat die Umstellung geklappt? 

Ja, die Umstellung hat gut geklappt, die ersten eAU-Bescheinigungen sind sicher bei uns eingegangen. Die Umstellung bietet zwei Vorteile für unsere Versicherten: Zum einen müssen sie ihren AU-Schein nicht mehr selbst an ihre Krankenkasse schicken, sofern die Arztpraxis, bei der sie sich krankschreiben lassen, schon eine eAU versenden kann. Und zum anderen haben die Versicherten den Vorteil, dass das Krankengeld früher ausgezahlt werden kann, wenn die eAU ohne Zeitverzug bei der AOK Nordost ankommt. Die Ausfertigung für den Arbeitgeber bekommen die Versicherten jedoch weiterhin als Papierausdruck ausgehändigt. Diesen AU-Schein müssen die Versicherten weiterhin selbst an ihren Arbeitgeber schicken. Ab dem 1. Juli 2022 soll auch das wegfallen, ab dann soll auch der AU-Schein an den Arbeitgeber elektronisch übermittelt werden. 

Peter Hübner, Leiter des Projekts eAU der AOK Nordost

Für Ärztinnen und Ärzte, die die eAU ab dem 1.10. noch nicht ausstellen können, gilt eine Übergangsfrist bis Ende des Jahres. Bis spätestens zum 1.1.2022 müssen sie auf die Infrastruktur der Telematik umgestellt sein. Wie viele Arztpraxen sind denn schon soweit, die eAU anzubieten? 

Wir schätzen, dass bislang höchstens 20 bis 25 Prozent der Arztpraxen in der Lage sind, die AU elektronisch zu übermitteln. Die anderen Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber müssen noch eine oder mehrere technische Voraussetzungen schaffen. Zum Beispiel muss ein neuer Konnektor angeschlossen werden und ein sogenanntes KIM Postfach beantragt und eingerichtet werden. Ich hoffe sehr, dass alle Ärztinnen und Ärzte das bis Ende des Jahres schaffen. Wer es nicht rechtzeitig schafft, der wird mit Sanktionen belegt, insofern gibt es schon einen Anreiz, die Praxis rechtzeitig fit für die eAU zu machen.  

Was mussten wir als Krankenkasse umstellen, damit die eAU funktioniert? 

Wir haben einen neuen digitalen Kanal eingerichtet, den sogenannten KIM-Dienst, über den die elektronischen AU-Bescheinigungen bei uns eingehen. Über diesen Kanal können wir künftig zum Beispiel auch elektronische Heil- und Kostenpläne empfangen. Auch für uns als Krankenkasse hat die eAU Vorteile. Täglich gehen bei uns 8.000 bis 10.000 AU-Bescheinigungen ein. Die werden bislang eingescannt, damit sie bearbeitet werden können. Dieser Prozess wird nun Stück für Stück wegfallen, je mehr AU-Bescheinigungen digital bei uns ankommen. Wichtig ist aber: Sollte die Telematik-Infrastruktur einmal ausfallen, wird es weiterhin die Möglichkeit geben, Papierausdrucke – sogenannte Stylesheets – zu erstellen.  

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