„Wir können COPD-Patienten ein aktiveres Leben ermöglichen“

Viele COPD-Erkrankungen gehen auf jahrelanges Rauchen zurück. Foto: cherylholt/pixabay

Je länger jemand raucht, desto höher ist die Gefahr, an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, auch COPD genannt, zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kommt der Gesundheitsatlas Deutschland. Wer sich beim Berliner Lungenarzt Jens Pommerening auf eine Rauchentwöhnung einlässt, hat sehr gute Chancen, der Sucht zu entkommen und damit einen entscheidenden Risikofaktor für COPD abzustellen. 

Herr Pommerening langjähriges Rauchen fordert seinen Tribut – in Berlin leidet fast jeder sechste Rentner und jede siebte Rentnerin an einer COPD. Woran erkennen Betroffene, dass sie möglicherweise an einer COPD leiden? 

Chronischer Husten und Luftnot sind die wichtigsten Symptome. Vielen geht schon die Puste aus, wenn sie beispielsweise die Treppenstufen von der U-Bahn-Station hoch zur Straße steigen müssen. Wenn jemand über einen längeren Zeitraum solche Symptome hat, sollte eine Abklärung erfolgen, ob eine COPD vorliegt. 

Wie wird eine COPD diagnostiziert und wie sieht die Behandlung aus? 

Die Diagnose wird über einen Lungenfunktionstest gestellt, bei dem unter anderem gemessen wird, wieviel Luft man in einer Sekunde ausatmen kann. Wenn die Diagnose erfolgt ist, besteht die Behandlung aus bronchialerweiternden Medikamenten, die die Patienten inhalieren. Dadurch können wir den Patientinnen und Patienten ein aktiveres Leben ermöglichen. Da bei über 80 Prozent der Patienten Rauchen ein Hauptgrund für die COPD ist, ist der Rauchstopp das wichtigste, um die Verschlimmerung der Krankheit und Krankenhaus-Einweisungen zu verhindern. Deshalb bieten wir den COPD-Patienten in unserer Praxis Kurse zur Raucherentwöhnung an. 

Wie funktioniert die Raucherentwöhnung – und wie wirksam ist sie?  

Wir bieten ein sechswöchiges Programm an, bei dem man in Gruppen gemeinsam aufhört. Konkret üben die Teilnehmenden ein, Situationen, in denen sie bislang rauchen – etwa beim Kaffeetrinken, beim Telefonieren oder unter Stress – ohne Zigarette zu lösen. Auch durch die Gemeinsamkeit in der Gruppe ist die Erfolgsquote unserer Kursleiterin hoch. Ein Jahr nach Kursende sind 80 Prozent der Teilnehmenden weiterhin rauchfrei. 

Zur Person 

Jens Pommerening ist niedergelassener Lungenarzt. Seit 2011 ist er in eigener Praxis in Berlin-Moabit tätig. Zuvor arbeitete er 20 Jahre lang als Arzt in Klinken, die letzten sechs Jahre davon als Oberarzt für Lungenheilkunde im Sana Klinikum in Berlin-Lichtenberg. Er ist Mitglied mehrerer Fachgesellschaften. Foto: Pommerening 

Viele ihrer Patientinnen und Patienten sind in das Disease-Management-Programm COPD der AOK Nordost eingeschrieben. Warum ist dieses Programm aus ihrer Sicht sinnvoll? 

Das Programm ist sinnvoll, weil es auch bei Ärztinnen und Ärzten anderer Fachrichtungen die Aufmerksamkeit dafür schafft, dass ihre Patienten eine COPD haben könnten. Seitdem es das Programm gibt, überweisen Hausärzte mir häufiger Patienten mit COPD-Verdacht. Auch Kardiologen, die Raucher mit Herzproblemen behandeln, haben eher auf dem Schirm, dass diese Patienten auch eine COPD haben könnten. Und zum zweiten verbessert das DMP die Behandlung, denn wer als Patient im DMP COPD ist, erhält die Medikation gemäß den aktuellen Leitlinien. 

Was wäre aus ihrer Sicht ein wichtiger Hebel, um die Volkskrankheit COPD weiter zurückzudrängen? 

Da Rauchen die Hauptrolle bei dieser Erkrankung spielt, wäre ein vollständiges Werbeverbot für Tabak sehr sinnvoll. Sehr begrüßenswert finde ich zudem, dass die Bundesregierung angekündigt hat, dass Medikamente zur Rauchentwöhnung unter bestimmten Voraussetzungen bald eine Kassenleistung werden sollen. 

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