Laut Statistischem Bundesamt werden bis 2049 in Deutschland voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen (destatis.de). Schon heute übernehmen Angehörige einen Großteil der Care-Arbeit. Mehr als 80 Prozent der zu Pflegenden werden zuhause von Familien oder Freunden versorgt.
Mit der steigenden Anzahl nimmt auch der Beratungsbedarf zu. Knapp zwei Drittel aller Beratungen in den Berliner Pflegestützpunkten werden von Angehörigen aufgesucht. In der Folge ihrer Pflegeverantwortung reduzieren viele Menschen ihre Erwerbsarbeitszeit, um diese Aufgabe zu bewältigen. „Oftmals können sie nicht mehr die gewohnte Leistung im Job erbringen oder geben die Berufstätigkeit sogar ganz auf“, berichtete Hans-Joachim Fritzen, Vorsitzender des Steuerungsgremiums der Berliner Pflegestützpunkte, bei der Feier zum 15-jährigen Bestehen der Berliner Pflegestützpunkte.
Dies sei eine Entwicklung, die nicht nur negative Folgen für die Angehörigen selbst nach sich ziehe, sondern auch für die Unternehmen in Deutschland. „Das sehen wir im Pflegestützpunktsystem als einen Themenschwerpunkt. Wir werden Unternehmen, die diese Problemlage erkannt haben, auch künftig mit der Expertise unserer Mitarbeitenden unterstützen“, so Fritzen. Sie wissen, welche Möglichkeiten es für Unternehmen gibt, ihre Angestellten zu unterstützen, wenn diese zu pflegenden Angehörigen werden.
Die Berliner Kranken- und Pflegekassen und das Land Berlin als Träger der Pflegestützpunkte wollen die pflegenden Angehörigen als „Deutschlands größten Pflegedienst“ mit verschiedenen Projekten unterstützen. „Wir arbeiten unter anderem eng mit der Fachstelle für pflegende Angehörige, den Kontaktstellen Pflegeengagement und dem Projekt KOBRA des Berliner Frauenbundes zusammen. Wir werden weitere Ideen finden müssen, damit die Pflege in der Häuslichkeit auch weiterhin gut möglich ist“, erläuterte Fritzen. Aufgrund des Fachkräftemangels sieht Fritzen die Pflegestützpunkte bei der Gestaltung von ambulanten und stationären Pflegesettings in Zukunft noch viel stärker in der Rolle als Lotsen. Deshalb sei es wichtig, die Pflegestützpunkte noch besser und bekannter zu machen und den Zugang noch attraktiver und niedrigschwellig zu gestalten. Darin seien sich die Träger der Pflegestützpunkte einig.
In Berlin gibt es derzeit 36 Pflegestützpunkte in gemeinsamer Trägerschaft der Berliner Kranken- und Pflegekassen und des Landes Berlin, in denen insgesamt 120 Beratende arbeiten. (pflegestuetzpunkteberlin.de). Im Jahr 2015 haben rund 43.000 Menschen die Unterstützung durch die Pflegestützpunkte in Anspruch genommen. 2023 waren es mehr als 115.000.
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