Asthma ist eine entzündliche Erkrankung der Atemwege. Asthma gehört sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Hervorgerufen wird Asthma durch genetische und umweltbedingte Einflussfaktoren (Akmatov et al. 2018). Die Weltgesundheitsorganisation zählt Asthma zu den weltweit am häufigsten auftretenden Volkskrankheiten (Cruz, A. 2017, Aumann et al. 2014).
Regionale Verteilung von Asthma
Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Asthma lag 2021 bei 9,6 Prozent. Ein Stadt-Land-Gefälle lässt sich nicht eindeutig feststellen, da die Variation sowohl innerhalb einzelner Landkreise als auch innerhalb einzelner Städte zu groß ist. Spitzenreiter ist Berlin mit 10,6 Prozent, gefolgt von Brandenburg (9,1 %) und Mecklenburg-Vorpommern (8,2 %).
Die höchsten Prävalenzen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich vor allem in einigen Gemeinden der Mecklenburgischen Seenplatte und Nordwest-Mecklenburg mit mehr als 10 Prozent.
In Brandenburg befinden sich die höchsten Prävalenzen in einigen Gemeinden der Landkreise Ostprignitz-Ruppin, Barnim, Oder-Spree und Elbe-Elster mit mehr als 12 Prozent. Allerdings weisen auch einige Ortsteile von Frankfurt (Oder) sehr hohe Prävalenzen auf.
Berlin weist die größte Spannbreite auf. Hier befinden sich sowohl die höchsten Prävalenzen mit mehr als 12 Prozent in Tempelhof-Schöneberg und die niedrigsten Prävalenzen mit weniger als 8 Prozent in den Randlagen Berlins.
Raumzeitliche Entwicklung von Asthma
Die alters- und geschlechtsstandardisierte Prävalenz von Asthma nahm über den Zeitraum von 2010 bis 2021 deutlich zu. Im Jahr 2010 lag diese bei 7,9 Prozent und erhöhte sich bis 2021 auf 9,5 Prozent. Die Prävalenz nahm tendenziell regional eher unterschiedlich zu, dennoch blieben Hotspots bestehen. In Berlin befinden sich die Hotspots vor allem in Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Reinickendorf.
Risikofaktoren von Asthma
Die Ergebnisse des Regressionsmodells für Asthma sind in Tab. 7 dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren zeigt das Modell:
- Männer haben ein 8,9 Prozent höheres Risiko für Asthma als Frauen.
- Mit jedem Altersjahr steigt das Risiko für Asthma um 2,4 Prozent.
- Versicherte mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben ein 22,8 Prozent geringeres Risiko für Asthma als Versicherte mit deutscher Staatsbürgerschaft.
- Arbeitslose haben kein signifikant höheres Risiko als Nicht-Arbeitslose.
- Liegt eine diagnostizierte Adipositas vor, erhöht sich das Risiko für Asthma um 99,4 Prozent.
- Versicherte mit diagnostizierten psychischen Störungen und Verhaltensstörungen durch Tabak haben ein dreifach (322,5 %) höheres Risiko für Asthma als Versicherte ohne diese Diagnose.
- Die Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte in einer Region hat keinen signifikanten Effekt auf die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose von Asthma.
- Die Zahl der Fachinternisten und Fachinternistinnen in einer Region hat einen signifikanten, negativen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose von Asthma: Mit jedem Fachinternisten mehr pro 100.000 Einwohner sinkt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 1,7 Prozent.
- Die Zahl der Pneumologinnen und Pneumologen in einer Region hat einen erheblichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eine Diagnose von Asthma: Mit jedem Pneumologen mehr pro 100.000 Einwohner steigt die Diagnosewahrscheinlichkeit um 2,0 Prozent.
- Steigt der Anteil an Berufspendelnden am Wohnort um 1 Prozent, dann senkt sich das Risiko für Asthma um 0,2 Prozent.
- Der Anteil an Ein-Personen-Haushalten hat keinen signifikanten Einfluss auf das Asthma-Risiko.
- Der Anteil an Haushalten mit Kindern hat keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko, an Asthma zu erkranken.
- Deprivation hat einen deutlichen Einfluss auf das Risiko für Asthma: Im Vergleich zu den 20 Prozent am wenigsten sozial benachteiligten Geomarkets haben Versicherte im 2. Quintil ein 1,4 Prozent höheres Risiko, im 3. Quintil eine 2,1 Prozent höheres Risiko, im 4. Quintil eine 5,3 Prozent höheres Risiko und Versicherte in den 20 Prozent am stärksten sozial benachteiligten Geomarkets ein 8,1 Prozent höheres Risiko, an Asthma zu erkranken.
Variable | Koeffizient | 95 % KI |
---|---|---|
Geschlecht: Männlich (Ref.: Weiblich) | 1,089 | 1,077 – 1,100 |
Alter in Jahren | 1,024 | 1,024 – 1,024 |
Ausländische Staatsbürgerschaft (Ref.: Deutsch) | 0,772 | 0,758 – 0,785 |
Arbeitslos (Ref.: Alle anderen Versichertenarten) | 1,015 | 0,998 – 1,033 |
Adipositas (Ref.: Kein Adipositas) | 1,994 | 1,968 – 2,018 |
Störungen durch Tabak (Ref.: Keine St. d. Tabak) | 4,225 | 4,162 – 4,284 |
Hausärzte pro 100.000 Einwohner | 1,000 | 1,000 – 1,001 |
Fachärztliche Internistinnen und Internisten pro 100.000 Einwohner | 0,983 | 0,969 – 0,998 |
Pneumologinnen und Pneumologen pro 100.000 Einwohner | 1,020 | 1,006 – 1,034 |
Anteil Berufspendelnde am Wohnort (%) | 0,998 | 0,997 – 0,999 |
Anteil Ein-Personen-Haushalte (%) | 0,999 | 0,999 – 1,000 |
Anteil Haushalte mit Kindern (%) | 1,000 | 0,999 – 1,001 |
2. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) | 1,014 | 0,991 – 1,038 |
3. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) | 1,021 | 0,999 – 1,045 |
4. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) | 1,053 | 1,028 – 1,078 |
5. Deprivationsquintil (Ref. 1. Deprivationsquintil) | 1,081 | 1,053 – 1,111 |
Prognose von Asthma bis 2040
Insgesamt wird mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung der Anzahl an Asthma erkrankter Einwohnerinnen und Einwohner zu rechnen sein. In einigen Regionen wird es zu einer starken Zunahme und in anderen Regionen zu einer deutlichen Abnahme kommen.
In Berlin wird eine besonders starke und flächendeckende Zunahme zu erwarten sein.
In Mecklenburg-Vorpommern wird sich die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner mit Asthma regional auf kleinräumiger Ebene sehr unterschiedlich entwickeln. Bis 2027 wird die Anzahl Erkrankter zunächst erst ansteigen, bevor sie ab 2028 flächendeckend abnehmen wird. In den westlichen Landkreisen wird die Anzahl Erkrankter aber auch nach 2028 noch zunehmen.
In Brandenburg wird sich die Anzahl an Asthma Erkrankter vor allem im Berliner Speckgürtel deutlich erhöhen, während sie in den restlichen Landkreisen deutlich abnehmen wird.
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