Die Politik kümmert sich zu zaghaft um stetig steigende Krankenhauskosten. Dabei muss die Struktur der Krankenhäuser in Deutschland dringend reformiert werden. Zu den Gründen äußert sich Knut Lambertin, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates der AOK Nordost.
Gerade im Sommer, wenn die Nächte besonders warm sind, wacht mancher von uns nachts auf und kann nicht wieder einschlafen. Passiert das selten, besteht kein Grund zur Sorge. Die AOK Nordost mit ihrer sozialen Selbstverwaltung bietet ihren Mitgliedern und Familienversicherten Unterstützung an. Beliebt sind etwa das vierwöchige Online-Seminar „Stress im Griff“ oder auch Yoga. Bei dauerhaften Schlafproblemen sollte allerdings nicht gezögert werden, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Unruhige Nächte wegen steigender Krankenhauskosten
Mir bereitet es offen gesagt unruhige Nächte, dass deutlich zu zaghaft mit einem Sachverhalt in der Politik umgegangen wird, der den gesetzlichen Krankenkassen und insbesondere der AOK als große Versorgerkasse schon länger unter den Nägeln brennt: Steigende Krankenhauskosten, nicht nur gute Qualität dort und eine daher schon seit langem notwendige und immer drängender werdende Veränderung im stationären Bereich. Immer öfter treten (kleinere) Krankenhausstandorte aufgrund der aktuellen Gesetzeslage mit dem Anspruch an, eine möglichst große Bandbreite an Behandlungen anzubieten. Dies zum einen aus Abrechnungsgründen, zum anderen aber auch, um eine gewisse berufliche Attraktivität für Fachärzte und Pflegepersonal bieten zu können.
Notwendige Reform der Krankenhausstruktur
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin finden wir daher eine lange gewachsene Krankenhausstruktur vor, die bruchstückhaft ist. Sinnvoller für die Qualität wäre es, wenn sich die kleineren Krankenhäuser vor allem auf den ursprünglichen Auftrag der Sicherstellung einer Grundversorgung besinnen. Darüberhinausgehende Behandlungen sollten an größeren Standorten durchgeführt werden. Dort können die notwendigen Qualifikationen durch mehr Praxis besser gebündelt werden. Nicht nur für AOK versicherte Patient:innen könnte so ein Mehr an Behandlungsqualität erreicht werden. In strukturschwachen Regionen könnten die unrentabel arbeitenden Krankenhäuser in ambulante medizinische Zentren umgewandelt werden. Dies würde zu einer Sicherstellung und Verbesserung der Versorgungsqualität führen.
Gefahren einer Überversorgung
Ein Überangebot an Krankenhäusern der Maximalversorgung zieht einen Mangel an medizinischem Pflege- und Fachpersonal nach sich und führt zu einer qualitativ schlechteren Versorgung, die zudem unwirtschaftlich ist. Leerstände, schlechte Qualität und unnötige Doppelversorgungen im Krankenhausbereich führen zwangsläufig für die Krankenversicherten zu einer unkalkulierbaren Preisspirale bei den Mitgliedsbeiträgen. Das darf so nicht sein!
Die AOK Nordost mit ihrer sozialen Selbstverwaltung unterstützt das Vorhaben einer Gesetzesreform zur Krankenhausstruktur mit allen beteiligten Partnern an einem Tisch: Hierher gehören die Financiers der Krankenhäuser, nämlich Krankenkassen und Bundesländer und Menschen, die dort arbeiten, vor allem Pfleger:innen und Ärzt:innen. Besorgt macht mich, dass sich der Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach zwar einerseits mit Leidenschaft um tagesaktuelle, medizinische Themen wie Corona & Co kümmert. Andererseits läuft er dabei Gefahr, den straffen Zeitplan einer zügigen Umsetzung der Krankenhausstruktur-Reform aus den Augen zu verlieren.