Vom Pups zur Erkenntnis  

Kindgerecht, hochaktuell und erfolgreich: Die Theaterstücke um Henrietta bringen Schulklassen Gesundheit näher – und jetzt auch Nachhaltigkeit und Klimaschutz.  

Ein altehrwürdiges Theater, die große Bühne. Im Foyer aufgeregtes Geschnatter, dann schwingen die Türen auf und hunderte Kinder stürmen auf die Ränge. Hinter der Bühne wartet das Ensemble um die neugierige Henrietta und den pausenlos plappernden Kochlöffel Quassel auf den Auftritt. Bei ihnen ist Initiatorin Bettina Gärtner, lauscht dem Trubel und lächelt: „Chaotische, lärmende Vorfreude. Ich mag das!“  

Theater als Zugang

Die studierte Sozialpädagogin und Projektleiterin des Henrietta-Programms hat das Theater für Schulklassen ins Leben gerufen, mit „Henrietta in Fructonia“ fing 2004 alles an: Die dauermüde Henrietta reist in ein Land mit sprechenden Lebensmitteln und lernt so etwas über Ernährung und Bewegung. Die Idee: Kindergesundheit mit Spaß vermitteln. „Das Theater mit all seiner Strahlkraft ist der Einstieg“, erzählt Bettina Gärtner, „wir erreichen die Kinder emotional, mit eigenwilligen Charakteren, die genauso vielseitig sind wie sie selbst.“ Vier Theaterstücke sind mittlerweile im Repertoire, in denen es auch um Mut, Freundschaft und ein gutes Zusammenleben geht – und jetzt um die Umwelt.

Auf der Bühne hat derweil das Stück begonnen und Henrietta hat ein Problem: Sie soll einen Aufsatz zum Thema Nachhaltigkeit schreiben und hat keinen Plan. Ihre Freundinnen und Freunde wissen auch nicht weiter: Ist es schon nachhaltig, öfter mit dem Fahrrad zu fahren? Sie hat doch nur ein Skateboard! Da taucht Quassel auf und nimmt Henrietta mit in die Ideenfabrik.

Das Stinkesockensortiersystem für eine bessere Welt  

Im aktuellen Stück wird Kindergesundheit mit Klimaschutz, Recycling und sozialem Zusammenhalt in Einklang gebracht. „Diese Themen schwangen in den Stücken immer schon mit“, sagt Bettina Gärtner, „jetzt war es Zeit, sie zum Schwerpunkt zu machen. Aber eben auf unterhaltsame, kindgerechte Weise – auf die Henrietta-Art, sozusagen.“  

Im Stück bringt ein Fahrstuhl Quassel und Henrietta zu „Smart. Helen Smart!“, die Direktorin der Ideenfabrik. Singend begrüßt sie die beiden in der Fabrik, deren Wände mit ihren Formelkaskaden wie eine kindgerechte Übersetzung des Filmklassikers “Matrix” daherkommen. Von essbaren Löffeln bis hin zum Stinkesockensortiersystem ist hier keine Idee zu klein, zu groß oder zu verrückt.   

Das bestens gelaunte Ensemble präsentiert eine perfekt aufeinander abgestimmte Achterbahnfahrt aus Dialogwitz, kreativen Einfällen und eingängigen Songs. Im Potsdamer Nikolaisaal, in den Wühlmäuse in Berlin, in filmpalast Capitol in Schwerin: Seit 19 Jahren sind sie auf Tour, 135 Auftritte deutschlandweit absolvierten die Schauspielerinnen und Schauspieler allein im vergangenen Jahr, haben vor zehntausenden Kindern gespielt. Und das ist nur ein Teil von Henrietta: „Wir schließen mit ausführlichen Lehrkonzepten und spielerischem Unterrichtsmaterial an das Theater an“, sagt Bettina Gärtner, „natürlich gehört auch die regelmäßige Evaluation dazu.“  

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Ernährung für Kinder?

Die Zahl übergewichtiger Kinder im Nordosten ist während der Pandemie gestiegen. Welche Effekte stecken dahinter, wie steht es insgesamt um die Ernährung von Kindern im Nordosten? Robin Avram und Andreas Bös sprechen über aktuelle Zahlen, gesunde Lebensmittel und Ernährungstrends – und darüber, was wir als Krankenkasse dafür tun, dass Kinder sich ausgewogener ernähren.

Das Nachhaltige ist politisch  

Auf der Bühne erklärt derweil die upcycelnde Erfinderin Mimi Maulwurf, wie aus einem Lkw eine Tasche wird. Außerdem wuseln die Zahlenprofis Abakus und Zuse herum und brüten über Treibhausgasen im Verkehr, Wasserverbrauch bei der Kleidungsproduktion und den Methangehalt von Pupsen. Und so nimmt Henriettas Hausaufgabe zur Nachhaltigkeit Gestalt an: Stets werden ernste Themen unterhaltsam eingeführt, wenn etwa ein knallfarbenes Forschungsteam den Zusammenhang zwischen Klima und Psyche herstellt.  

Das geschieht aber so nachvollziehbar, dass Zuse nur noch zusammenfassen muss, was die Kinder längst verstanden haben: „Mit dem Flugzeugzeug zur Arbeit zu fliegen, macht ja gar keinen Sinn!“ Vielleicht sollten auch Erwachsene öfter mal zu Henrietta gehen.

Alle Informationen, Spieltermine und Unterrichtsmaterialien gibt es auf https://projekte-spektakel.de/ideenfabrik.  

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