Wildes Grün für Gesundheit und Klima

Wie viel Fleisch möchte ich essen oder will ich lieber ganz auf tierische Produkte verzichten? Wie kommen Eiweiß und andere wichtige Nährstoffe auf meinen Speiseplan? Woher kommt mein Essen und wie wirkt es sich auf das Klima aus? Die AOK Nordost hilft mit ihrem Gesundheitsprogramm „wildGreen“ im Schulunterricht dabei, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Im Juni 2023 startete das dritte Modul des AOK-Gesundheitsprogramms „wildGreen“ für die Sekundarstufe I. Es stellt Lehrkräften der 7. bis 10. Klassen altersgerechte Unterrichtsmaterialien zum Thema Lebensstil und Identitätsfindung zur Verfügung. Damit ergänzt es die beiden bestehenden Module Medienkompetenz und mentale Gesundheit. Das Thema Ernährung spielt im neuen Modul neben den Themen Bewegung, Body & Art sowie Sucht eine zentrale Rolle. Dabei werden nicht nur verschiedene Ernährungsstile und deren Auswirkungen auf die Gesundheit vermittelt, sondern auch deren Einfluss auf das Klima.

Jugendliche werden gezielt über Werbung mit Trends konfrontiert

 „In dieser Altersgruppe geht es los, dass sich die jungen Menschen vom Elternhaus abgrenzen, und ihren persönlichen Lebensstil in der eigenen Peergroup entwickeln. Sie bilden eigene Vorlieben und Interessen aus. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie wir uns ernähren. Jugendliche werden gezielt über Influencerinnen und Influencer und andere Werbeformen mit Trends wie beispielsweise Proteinriegel, Energydrinks oder Superfood Bowls konfrontiert. Auch das beeinflusst die Identitätsbildung. Hier setzt das Programm an. Es vermittelt Wissen und regt dazu an, mediale Trends kritisch zu hinterfragen und selbst seriöse Quellen zu recherchieren“, sagt Sabine Scheifhacken vom Gesundheitsmanagement der AOK Nordost.

Die Familienstudie der AOK hat gezeigt, dass sich die Ernährungsgewohnheiten im Nordosten bei Kindern deutlich unterscheiden. Im bundesweiten Vergleich essen Berliner Kinder am wenigsten Fleisch, in Mecklenburg-Vorpommern kommt dagegen am häufigsten Wurst und Fleisch auf den Teller.

Am Beispiel einer Gruppe von Freunden greift „wildGreen“ exemplarisch das Thema Fleischkonsum in einem digitalen Escape Room auf. Im Videoclip dazu treffen sich die Freunde Jola, Noah und Lukas nach der Schule an ihrem Lieblingsplatz im Park. Noah hat für alle Burger mitgebracht. Lukas stellt Noah darauf hin zur Rede und erklärt ihm die Nachteile von zu viel Fleischkonsum, besonders von „Billigfleisch“. Denn für Lukas war die Auseinandersetzung mit den Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl ein wichtiger Auslöser für seine Ernährungsumstellung.

In lebensnahen Geschichten werden die Schülerinnen und Schüler in kurzen Videoclips durch ein Aufgabenfeld geführt, die sie im digitalen Escape-Room lösen können. Dabei wird auch um den „besten Burger“ gerungen und ob der nun vegan sein sollte oder  nicht.

„Das geschieht spielerisch ohne erhobenen Zeigefinger, zum Beispiel durch Rechercheaufgaben und Quizformate, die eine Gruppe gemeinsam in digitalen Escape-Rooms löst und anschließend darüber ins Gespräch kommt“, erläutert Sabine Scheifhacken. „Wichtig ist uns dabei als Gesundheitskasse nicht einen bestimmten Ernährungsstil als Goldstandard anzupreisen. Es geht vielmehr darum, verschiedene Perspektiven mit ihren Vor- und Nachteilen kennenzulernen und die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, das Gelernte in ihren Alltag zu übertragen. Neu ist dabei, dass wir bewusst auch den Zusammenhang zwischen Ernährung und Klimaschutz aufgreifen und vermitteln möchten.“

Fragestellungen zu nachhaltiger Ernährung und Wertschätzung von Lebensmitteln

Eine Ernährung, die sowohl für Mensch als auch Umwelt nachhaltig und gesund ist – das ist, kurz gesagt, das Ziel der Planetary Health Diet. Doch wie funktioniert das? Welche Lebensmittel sollten häufiger, welche deutlich seltener verzehrt werden? Und wie kann das global gelingen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler auch durch das Unterrichtsmaterial von „wildGreen“. Hier werden zum Beispiel Einkaufslisten für eine vierköpfige Familie geschrieben. Und es wird geschaut, wie man zum Beispiel ausreichend Eiweiß in einer fleischlosen oder fleischarmen Ernährung auf den Speiseplan bringen kann. „Dabei setzen sich die Jugendlichen beispielsweise auch kritisch mit den stark beworbenen Proteinriegeln auseinander und lernen, woraus diese bestehen. Sie erfahren, dass Eiweiß auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Haferflocken, Nüssen und Hülsenfrüchten enthalten ist“, erläutert Sabine Scheifhacken.

Ein weiterer Aspekt ist der bewusste Umgang mit Lebensmitteln. Die Schülerinnen und Schüler lernen, verantwortungsvoll mit den Lebensmitteln umzugehen und ihren Wert zu schätzen. So regt beispielsweise eine Aufgabe dazu an, sich zu überlegen, wie viele Lebensmittel in privaten Haushalten in Deutschland jährlich weggeworfen werden und die Antwort selbst zu recherchieren. Anschließend lernen Schülerinnen und Schüler die Hauptgründe dafür kennen wie etwa: es wurde zu viel gekocht oder das Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen. Gemeinsam überlegen sie, wie das künftig vermieden werden kann.

„Alles in allem ein rundes Paket, das Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützt, das Thema Ernährung ansprechend in den Unterricht zu integrieren. Das ist unser Ansatz. Denn in den Schulen erreichen wir damit auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien, in denen gesunde Ernährung aus verschiedenen Gründen eine untergeordnete Rolle spielt, wie es auch die AOK-Familienstudie belegt“, resümiert Sabine Scheifhacken.

„wildGreen“ ist die Weiterführung von „Henrietta & Co.“

„wildGreen“ ist ein Gesundheitsprogramm für Jugendliche von 11 bis 17 Jahren, das Lehrkräfte an Projekttagen oder in den Unterricht einbinden können. Es soll Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler im Aufbau und Förderung von Gesundheitskompetenz unterstützen. Das Programm, das gemeinsam mit der Agentur Projekt & Spektakel entwickelt wurde, ist die Weiterführung des bekannten „Henrietta & Co.“ Präventionsangebots der AOK Nordost, das bereits seit vielen Jahren erfolgreich in Grundschulen durchgeführt wird. Eine 30-minütige, digitale Schulung ermöglicht Lehrkräften einen ortsunabhängigen, flexiblen Einstieg in das Thema.

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