Sie begleiten zum Arzt oder bei Behördengängen, sie helfen im Haushalt oder sie lesen einfach mal etwas vor – Nachbarschaftshelferinnen und Nachbarschaftshelfer sind in Mecklenburg-Vorpommern zu einer wichtigen Unterstützung für Pflegebedürftige geworden. Ende April wurde nun der 1.000 Nachbarschaftshelfer zertifiziert.
„Die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe ist ein Erfolgsmodell für unser Land“, betonte Sozialministerin Stefanie Drese. Ehrenamtliche Nachbarschaftshelferinnen und -helfer sollen Pflegebedürftige individuell im Alltag unterstützen und etwa bei Arztbesuchen begleiten, beim Einkaufen oder im Haushalt helfen. „Das sind einfache, aber effektive Hilfen, die darauf ausgerichtet sind, pflegebedürftige Personen im Rahmen der selbstständigen Haushaltsführung zu unterstützen sowie deren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Zudem werden damit pflegende Angehörige entlastet – das ist mir ein besonderes Anliegen“, so Drese weiter.
Unterstützung ohne Bürokratie
„Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind eine wichtige zusätzliche Stütze für die Pflege, die ihre Aufgabe in der Nachbarschaft ohne große Bürokratie und sehr flexibel wahrnehmen können“, unterstreicht der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Hans-Joachim Fritzen. „Als AOK Nordost haben wir uns mit allen Pflegekassen für diesen neuen Ansatz eingesetzt, damit die bestehenden gesetzlichen Entlastungsmöglichkeiten in der Praxis von den Betroffenen noch einfacher genutzt werden können.“
Großes Interesse – trotz Corona
Das Interesse an einer Zertifizierung als Nachbarschaftshelferin oder Nachbarschaftshelfer ist weiterhin groß – trotz der Corona-Pandemie. Seit Jahresbeginn 2021 finden die Kurse aufgeteilt zwischen den Servicestellen Nachbarschaftshilfe und der AOK PflegeAkademie der AOK Nordost statt.
Die Servicestellen beraten zu Leistungen der Pflegeversicherung und Netzwerkpartnern und geben Tipps zur Abrechnung. Dozentinnen der PflegeAkademie vermitteln in Online Schulungen das Wissen rund um das Thema Pflegebedürftigkeit und sensibilisieren für einen biografie- und bedürfnisorientierten Umgang auf Augenhöhe.
Ein Modell, dass im Praxisalltag ankommt. Allein im abgelaufenen 1. Quartal erhielten bereits fast 200 Personen trotz des andauernden Lockdown ihr Zertifikat als Nachbarschaftshelferin oder Nachbarschaftshelfer. „Mit 1.000 zertifizierten Nachbarschaftshelfern haben wir, trotz der Einschränkungen durch die Corona Pandemie, ein erstes Etappenziel erreicht“, sagt der Güstrower Sozialberater Andreas Nath stellvertretend für die Pflegeexperten der Pflegestützpunkte in MV.
Hintergrund Etwa 103.000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sind pflegebedürftig. Über 74 Prozent von Ihnen werden zuhause betreut. Zwei anspruchsberechtigte Personen können pro Pflegebedürftigen als Nachbarschaftshelferin oder Nachbarschaftshelfer Unterstützung von maximal 25 Stunden pro Monat mit 8 Euro pro Stunde in Anspruch nehmen. Voraussetzung für die Zertifizierung als Nachbarschaftshelferin oder –helfer ist die Absolvierung eines Grundkurses von acht Unterrichtsstunden und die Registrierung bei den Landesverbänden der Pflegekassen in Mecklenburg-Vorpommern. |