Diagnose Psyche: Anzahl der Krankentage in Mecklenburg-Vorpommern vervierfacht – Zahlen steigen auch in Brandenburg und Berlin

Arbeitnehmende in Brandenburg dreimal so lange krank wie noch 2016, in Berlin haben sich die „AU-Tage“ verdoppelt 

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern waren im Jahr 2022 durchschnittlich 63 Tage wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig. Mit 62 Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) waren Brandenburgs Erwerbstätige im Schnitt nur einen Tag weniger krank. Deutlich kürzer waren 2022 die AU-Zeiten in Berlin, wo Erwerbstätige lediglich 23 Tage wegen einer Diagnose in Zusammenhang mit der Psyche krankgeschrieben gewesen sind. Dies sind die zentralen Ergebnisse des diesjährigen Fehlzeiten-Reports des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). In der Analyse wurden die AU-Tage je erwerbstätigem Mitglied aufgeschlüsselt nach Diagnosen und Branchen ausgewertet und in Zusammenhang mit den Auswirkungen der aktuellen Krisen auf Unternehmen und Gesundheit der Beschäftigten gebracht.  

Erwerbstätige in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich am längsten krankgemeldet 

Der Blick in die Zahlen verdeutlicht, dass von 2016 bis 2022 im ganzen Nordosten ein starker Anstieg der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen zu verzeichnen ist. In Berlin hat sich der Anteil von Krankmeldungen von 10,3 Tagen auf 23,1 Tage um 123 Prozent mehr als verdoppelt. In Brandenburg stieg der Anteil der Krankentage von 19,6 Tage auf 62,3 Tage um 217 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern von 15,9 Tage auf 63,1 Tage sogar um 295 Prozent. Das stellt eine Vervierfachung der Tage dar, die Arbeitnehmende wegen psychischer Probleme krankgeschrieben waren. „Im Vergleich zu anderen Krankheiten gehen psychische Erkrankungen häufig mit besonders langen Fehlzeiten einher“, ordnet Johanna Baumgardt, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung im WIdO und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports, die hohen Zahlen ein. Im Vergleich: Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern waren deutschlandweit über alle Diagnosen hinweg durchschnittlich 13,6 Tage je Erkrankungsfall AU gemeldet – und damit die meisten Tage im bundesweiten Durchschnitt. Mit 13,5 Tagen wären Erwerbstätige in Brandenburg am zweitlängsten krankgeschrieben. In Berlin lag dagegen die durchschnittliche AU-Dauer bei 10,7 Tagen – und damit nur 0,3 Tage länger als in Baden-Württemberg, wo bundesweit die kürzesten AU-Zeiten registriert worden sind. 

Bereich Banken und Versicherungswesen: 15,19 Prozent der Krankmeldungen in Berlin  

Zu den Ursachen spiegelt eine repräsentative Umfrage des WIdO für den Fehlzeiten-Report dessen Ergebnisse wider: Beschäftigte nannten insbesondere Erschöpfung, Wut, Verärgerung und Lustlosigkeit als arbeitsbezogene Beschwerden. Eine Fokussierung auf eine besonders belastende Branche zeichnet sich dabei nicht ab. So lag der Anteil der AU-Tage aufgrund der Diagnose Psyche in Brandenburg am höchsten bei Beschäftigten aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (14,35 %). In Berlin verzeichnete das Banken- und Versicherungswesen mit 15,19 % den höchsten Anteil, in Mecklenburg-Vorpommern wurden 14,27 Prozent der AU-Meldungen im Bereich Erziehung und Unterricht festgestellt. 

Fehlzeiten-Report 2023: „Zeitenwende – Arbeit gesund gestalten“

Unter dem Titel „Zeitenwende – Arbeit gesund gestalten“ umfasst der diesjährige Fehlzeiten-Report 32 Beiträge von insgesamt 70 Expertinnen und Experten, die Arbeit und Gesundheit aus den Blickwinkeln verschiedener Fachdisziplinen beleuchten. Seit 1998 wird der Fehlzeiten-Report jährlich vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) gemeinsam mit der Universität Bielefeld und der Berliner Hochschule für Technik herausgegeben.   

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