Verschiebeaktionen

Eine Finanzierung der Krankenkassen ist nicht allein Aufgabe der Versicherten. Die Lage der Kassenfinanzierung durch den Bund jedoch ist prekär, kritisiert Knut Lambertin, Vertreter der Versicherten und alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates der AOK Nordost.

Knut Lambertin, alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates der AOK Nordost

In jedem dritten Haushalt im Nordosten fehlt es an jeglichem Grundwissen über gesunde Ernährung. Hinzu kommt: Gemessen am Body-Mass-Index (BMI) ist in der Altersgruppe zwischen vier und vierzehn Jahren bereits jedes zehnte Kind mindestens leicht übergewichtig. Auf diesen Zustand hatte ich im Zusammenhang der AOK-Familienstudie schon einmal in einem früheren Beitrag hingewiesen. Die AOK Nordost will beim Thema gesunde und umweltfreundliche Ernährung im Rahmen der bundesweiten Schulaktion „Gemüseackerdemie“ ein Zeichen setzen. Die Absicht der AOK Nordost ist, hier zu einem Lernprozess beizutragen – und das frühzeitig.

Beim Stichwort „frühzeitig ansetzen“ komme ich auf ein zweites Thema: Sehr frühzeitig, nämlich in ihrem Koalitionsvertrag, hat die amtierende Bundesregierung festgelegt, die Finanzierung des Gesundheitssystems gerechter zu gestalten. So sollen die Krankenkassen einen höheren finanziellen Ausgleich erhalten, und zwar für die aus Beitragsgeldern finanzierten Leistungen für Bezieherinnen und Bezieher von Bürgergeld. Die Umsetzung lässt auf sich warten.

Stattdessen wurde ein Darlehen gewährt, welches die Krankenkassen bis 2026 aus ihren Rücklagen zurückzahlen sollen. Gleichzeitig wurden diese Beitragsrücklagen bei den gesetzlichen Krankenkassen in den vergangenen Jahren per Gesetz bereits abgebaut. Problemlösung sieht aus Sicht der Vertreterinnen und Versicherten der Versicherten in der sozialen Selbstverwaltung ganz anders aus.

Die Verschiebeaktionen zulasten der Sozialen Pflegeversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung müssen endlich aufhören. Gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie beispielsweise Rentenbeiträge für pflegende Angehörige sollten gesamtgesellschaftlich finanziert und nicht von nur einem Teil der Gesellschaft, also zum Beispiel von uns Beitragszahlenden, subventioniert werden. Der Verwaltungsrat der AOK Nordost fordert einhellig, das Versprechen im Koalitionsvertrag einzulösen: Die nicht kostendeckenden Krankenkassenbeiträge der Bürgergeldbezieherinnen und -bezieher müssen durch einen erhöhten Bundeszuschuss ausgeglichen werden.

Die langfristige und dauerhafte finanzielle Entlastung des GKV-Systems würde auch der AOK Nordost den notwendigen finanziellen Spielraum für eine Gestaltung von Versorgung geben. Damit auch weiterhin die Gesundheit unserer Mitglieder und Familienversicherten erhalten werden kann und die Grundpfeiler des Systems, die Solidarität mit den Erkrankten, den älteren Menschen und denen mit geringeren Löhnen in unserer Versichertengemeinschaft gestärkt werden.

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