Aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger besteht im Gesundheitswesen großer Handlungsbedarf. Das geht aus einer Online-Befragung hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der AOK unter rund 10.000 Bundesbürgern ab 18 Jahren durchgeführt hat. Danach fordern knapp 57 Prozent der Befragten eine bessere personelle Ausstattung des Gesundheitswesens.
37,5 Prozent nannten als vorrangige Themen eine gerechte Finanzierung und stabile Beiträge. Knapp 30 Prozent verwiesen auf deutlichen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung und 25,5 Prozent wünschten sich eine generell bessere finanzielle Ausstattung des Gesundheitswesens. Etwa ein Drittel der Teilnehmer wünschte sich Verbesserungen bei der Versorgung durch Praxen und Krankenhäuser.
Mäßige medizinische Versorgung auf dem Land
Im Bundesdurchschnitt waren 70 Prozent der Befragten mit der medizinischen Versorgung an ihrem Wohnort grundsätzlich zufrieden. Im Nordosten ist allerdings ein starkes Gefälle zwischen Stadt und Land zu erkennen.
Qualität vor Entfernung
Besonders bei einem komplizierten Eingriff sollte das Personal eines Krankenhauses darauf auch spezialisiert sein. Das kann beispielsweise durch definierte Mindestmengen sichergestellt werden. So ist drei von vier Befragten die regionale Nähe eines Krankenhauses nicht so wichtig wie eine Spezialisierung für die benötigte Operation.
Ein Land der weiten Wege ist Mecklenburg-Vorpommern. Selbst dort ist mehr als einem Drittel der Befragten die Qualität der medizinischen Versorgung besonders wichtig. Nicht einmal jeder/m zehnten Befragten ist die räumliche Nähe einer Klinik am wichtigsten.
Mangelnde Zusammenarbeit der Akteure
Offenbar erlebt die Bevölkerung auch die Zusammenarbeit zwischen der ambulanten und stationären Versorgung als Problem. Gefragt nach den größten Hindernissen für ein besseres Gesundheitssystem, wird die mangelnde Koordination der Akteure an zweiter Stelle genannt (42,3 Prozent) – hinter zu wenig qualifiziertem Personal (48,9 Prozent), aber noch vor fehlenden finanziellen Mitteln (41,2 Prozent), fehlender Transparenz der Behandlungsqualität (32,9 Prozent) oder zu wenig Zugang zu Spitzenmedizin und Forschung (21,6 Prozent).
Die weiterführende Frage, wie die Abstimmung zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Pflege-/Reha-Anbietern aus ihrer Sicht funktioniere, beantworten weit über die Hälfte der Befragten mit „schlecht bis eher schlecht“ (53,5 Prozent). 27,1 Prozent zeigten sich unentschieden, nur 19,4 Prozent bezeichneten die Zusammenarbeit als gut. Als Gründe für schlechte Abstimmung zwischen den beiden Sektoren wurden fehlende digitaler Vernetzung (55,7 Prozent), zu wenig fachlicher Austausch (50,2 Prozent), finanzieller Interessen (49,5 Prozent), zu wenig Zeit (43,7 Prozent) und räumliche Trennung (15,5 Prozent) genannt.
Die Politik ist gefordert
85,7 Prozent der Befragten bejahten die Frage, ob die Politik dafür sorgen müsse, die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stabil zu halten. Und nach den wichtigsten Aspekten bei der persönlichen Gesundheitsversorgung befragt, sehen 42,4 Prozent der Befragten die hohe Qualität der Versorgung ganz vorne. Danach folgen mit etwas Abstand der schnelle Zugang zur Versorgung (19,3 Prozent) sowie stabile und bezahlbare Beiträge (16,7 Prozent).